Tax for free

Scholz und Tschentscher geben einen aus und Michael Kohlhaas wundert sich

Helge Schmidt und Team

Do 3.6.21, 20:15
Fr 4.6.21, 20:15
Sa 5.6.21, 20:15
So 6.6.21, 18:00
Do 24.3.22, 20:15
Fr 25.3.22, 20:15
Sa 26.3.22, 20:15


  • © Judith Weßbecher

  • © Anja Beutler

  • © Anja Beutler

  • © Anja Beutler

  • © Anja Beutler

  • © Anja Beutler

  • © Anja Beutler

Dauer: ca. 90 Minuten

Das Theaterstück „Tax for free – Scholz und Tschentscher geben einen aus und Michael Kohlhaas wundert sich“ erzählt die Chronik eines politischen Skandals: Der Stadtstaat Hamburg fordert 2016 von der Privatbank M.M. Warburg & CO 47 Millionen Euro Steuergeld zurück. Dieser Betrag wurde mutmaßlich durch Cum-Ex-Geschäfte zu Unrecht vom Fiskus erstattet. Dann jedoch trifft sich der Mitinhaber der Bank mit dem Ersten Bürgermeister Olaf Scholz. Innerhalb weniger Tage entscheidet sich die Finanzbehörde unter Senator Peter Tschentscher dazu, auf die Erstattung zu verzichten. Was damals besprochen wurde, will heute keiner mehr wissen.

Zeitsprung: Im 16. Jahrhundert bringt Junker Wenzel von Tronka Michael Kohlhaas zunächst wegen willkürlicher Steuern um zwei Pferde und verhindert mittels seiner Beziehungen zur Macht dessen Klage bei Gericht. Der Rosshändler Kohlhaas, Heinrich von Kleists „Don Quijote bürgerlicher Moral“ (Ernst Bloch), entfacht einen Krieg der Gerechtigkeit.

Wann ist ein System so ungerecht, dass wir auf die Barrikaden müssen? In Zusammenarbeit mit Investigativ-Journalist Oliver Schröm (ARD-Magazin Panorama) und seinen Kolleg*innen hinterfragt „Tax for free“ am Beispiel der Verwicklungen von Olaf Scholz, Peter Tschentscher und der Warburg Bank die Legitimation von demokratischen Prozessen.

Anlässlich des Gastspiels in Berlin im Februar berichtete der RBB über „Tax for free“. Hier ist die Kritik des Hamburger Journalisten Peter Helling zu hören.

 

2018 deckte eine Investigativ-Recherche zu Cum-Ex-Geschäften den größten Steuerskandal in der Geschichte Europas auf: Mindestens 55 Milliarden Euro ließen sich Investor*innen, Banken und Spekulant*innen durch den Dreieckshandel von Aktien zu Unrecht vom Fiskus erstatten. Zwei Jahre später stehen einige Akteur*innen vor Gericht, die Machenschaften aber längst nicht mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Dabei sind nach wie vor viele Fragen offen: Was wusste die Politik? Wurde bewusst weggeschaut? Standen die Reichen gar über der Allgemeinheit?

Gerahmt von Interviews mit Politiker*innen, Journalist*innen und Nichtregierungsorganisationen beschreibt die Inszenierung „Tax for free – Scholz und Tschentscher geben einen aus und Michael Kohlhaas wundert sich“ anhand dokumentarischen Materials eindrucksvoll die Nähe von Finanzwirtschaft und Politik. Inhaltlich und personell knüpft das Stück dabei an die mit dem Deutschen Theaterpreis FAUST ausgezeichneten „Cum-Ex Papers“ (Uraufführung 2018) an, stellt mit Rückgriff auf Heinrich von Kleists tragische Figur Michael Kohlhaas nun aber die Frage: Wann ist ein System so ungerecht, dass Bürger*innen sich wehren müssen?

Helge Schmidt und Team arbeiten an dokumentarischen Formaten für das Sprechtheater. Die Chance im Selbstauftrag Kunst zu machen, möchten sie erhalten und nutzen, indem sie die politische und moralische Funktion des Theaters schärfen und zurückerobern. Eine Erneuerung des dokumentarischen Theaters ist das Ziel, die Bühne das Mittel der Wahl.

Hier geht es zur Aufzeichnung der Produktion Cum-Ex Papers auf Spectyou, die mit dem deutschen Theaterpreis FAUST ausgezeichnet wurde:

Hintergrund:

Die Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals beschäftigt inzwischen auch die Hamburger Bürgerschaft. Im Oktober 2020 installierte das Länderparlament einen Untersuchungsausschuss zur „Klärung der Frage, warum der Hamburger Senat und die Hamburger Steuerverwaltung bereit waren, Steuern in Millionenhöhe mit Blick auf Cum-Ex-Geschäfte verjähren zu lassen und inwieweit es dabei zur Einflussnahme zugunsten der steuerpflichtigen Bank und zum Nachteil der Hamburgerinnen und Hamburger kam“.

Parlamentarischer Untersuchungsausschuss „Cum-Ex Steuergeldaffäre“

Von und mit: Jonas Anders, Ruth Marie Kröger, Günter Schaupp und Laura Uhlig / Regie und Fassung: Helge Schmidt / Ausstattung: Atelier Lanika (Anika Marquardt und Lani Tran-Duc) / Video: Jonas Link / Musik: Frieder Hepting / Körperarbeit: Jonas Woltemate / Lichtdesign: Sönke C. Herm / Produktionsleitung: Zwei Eulen (Kaja Jakstadt) / Assistenz und künstlerische Mitarbeit: Judith Weßbecher / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Andreas Joos

Expert*innen: Oliver Schröm, Investigativ-Journalist (ARD Panorama) / Oliver Hollenstein, Leitender Redakteur Manager Magazin / Fabio De Masi, stellv. Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Deutschen Bundestag, finanzpolitischer Sprecher, Leiter des Arbeitskreises Wirtschaft- und Finanzen, Obmann des Wirecard-Untersuchungsausschusses / Dr. Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende

Eine Produktion von Helge Schmidt und Team in Koproduktion mit dem LICHTHOF Theater Hamburg, dem asphalt Festival Düsseldorf und dem TD Berlin.

Gefördert und ermöglicht durch: Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Rosa Luxemburg Stiftung, Rudolf Augstein Stiftung, LICHTHOF Stiftung, Gemeinnützige Treuhandstelle Hamburg und durch die Wiederaufnahme- und Gastspielförderung des Dachverbands freie darstellende Künste Hamburg, im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien.
Supported by Probebühne im Gängeviertel