WOLFGANG BORCHERT’S DRAUSSEN VOR DER TÜR – INTERVIEW

Marcel Weinand

© Hergen Schimpf

„DIE MENSCHHEIT LACHT SICH, LACHT SICH JA KAPUTT!“

WOLFGANG BORCHERT’S DRAUSSEN VOR DER TÜR ist die neue Weihnachtsproduktion am LICHTHOF Theater. Am 7.12.2017 feiert das Stück Premiere und im Anschluss finden noch viele weitere Vorstellungen im Dezember statt. Das Duo Engelbach&Weinand hat einen ganz eigenen Weg gefunden, um den Dramenstoff neu zu interpretieren. Sie überführen den Borchert-Klassiker in ein neues Genre – das Musical – denn in Hamburg kann ja schließlich alles zum Musical werden …

Der Regisseur Marcel Weinand hat hier ein paar Fragen zu der neuen Inszenierung beantwortet:

LICHTHOF | Was findest Du heute noch spannend an dem Stück Draußen vor der Tür?
Die Geschichte vom Außenseiter und Borcherts Sprache: „Wie die Fliegen kleben die Toten an den Wänden dieses Jahrhunderts.“ Das gefällt mir gut.

Was ist Deiner Meinung nach das größte Missverständnis über das Stück?
Das Stück wird immer gern als Anti-Kriegs-Stück bezeichnet. Das ist es aber gar nicht. Beckmann beklagt in dem Stück nicht den Krieg. Er beklagt die Gesellschaft, die ihn nicht aufnehmen will. Darum geht es.

In welchem Alter hast Du das Stück das erste Mal gelesen? War es in der Schule? Woran erinnerst Du Dich dabei?
Das war tatsächlich in der Schule. Und am meisten Eindruck machten schon die Fliegen. Wir haben das Stück dann auch im Schultheater gespielt. Das war Mitte der 80er und wir waren alle sehr friedensbewegt; und wir fanden natürlich auch, dass das ein ganz wichtiges Anti-Kriegsstück ist … Da war ich so 18 oder 19.

Wie oft hast Du das Stück gelesen und wie oft hast Du es an Theatern gesehen?
Sehr oft gelesen habe ich es gar nicht. Aber ich kenne auch nach über 30 Jahren noch jedes Wort daraus. Das macht wahrscheinlich diese bildhafte Sprache. Ich habe es auch ein paarmal in haarsträubenden Inszenierungen gesehen. Zuletzt im Thalia – da hat‘s mir gefallen. Aber ich habe nichts verstanden.

Was ist Deine bisherige Lieblingsinszenierung? Warum?
Meine Lieblingsinszenierung hat am 7. Dezember Premiere. Die ist voller toller Lieder und Pailletten.

Was ist Deine Lieblingsfigur und warum?
Das ist wohl schon der Kabarettdirektor. In unserer Inszenierung schafft er den Link zur Theaterwelt, die wir als Metapher für die (Nachkriegs)-Gesellschaft nutzen. Die Rolle habe ich damals selbst gespielt.

Ist das Stück musikalisch? Warum?
Eva und ich haben einen Weg gefunden, gemeinsam Geschichten zu erzählen – so wie wir das mögen. Dieser Weg ist musikalisch!

Wie grenzt sich Deine Inszenierung von bisherigen Inszenierungen ab?
Vielleicht durch die Pailletten?

Mit: Ralf Bonow, Pelle Borkamp, Eva Engelbach, Jörn Franke, Johanna Hansen, Daniel Kleinhanß, Holger Lange, Heike Markowitz, Monika Reinboth, Christian Rubinstein, Hergen Schimpf, Lucie Schulze, Bettina Sobczak und Martin Westhof als Beckmann

Regie, Bühne und Kostüm: Marcel Weinand / Musik und Lieder: Eva Engelbach / Dramaturgie: Eva Maria Martin / Choreografie und Maske: Katja Wiggers / Licht: Stephanie Meier

Gefördert aus den Mitteln des Theaterpreis des Bundes 2017 und durch die LICHTHOF Stiftung.