Jesse James oder was der Kommunismus war

START OFF Produktion

Jirotka, Gao-Lenders, Scharifi, Anousha, Nguyễn

Fr 21.01.22, 20:15 Uhr
Sa 22.01.22, 20:15 Uhr
So 23.01.22, 18:00 Uhr

  • © Franziska Holz

  • © Emma Szabó

  • © Emma Szabó

  • © Emma Szabó

  • © Emma Szabó

  • © Emma Szabó

  • © Emma Szabó

Dauer: ca. 90 min

Wiederaufnahme aus der letzten Spielzeit, in der die Performance coronabedingt nur online gezeigt werden konnte.

Ein Vater, der 1981 in den Westen floh und seine Tochter nach dem US-amerikanischen Westernheld Jesse James nennen wollte – welche Freiheit suchte er? Wenn Jesse James zu einem antikapitalistischen Antihelden in der Tschechoslowakei avanciert – was verrät es darüber, was „der Kommunismus“ war? Wenn in Teheran „Das Kapital“ heimlich in einen Koffer gepackt und im Kanal versenkt wird, eröffnet das die Frage: Was macht dieses Buch so gefährlich, dass man es verschwinden lassen muss?

Der Kommunismus liegt nur eine Generation hinter uns. Wir haben Elternteile, die in sozialistischen Systemen lebten, vor dem Kommunismus flohen, oder Kommunist:innen waren und deswegen fliehen mussten. Zwischen der Tschechoslowakei, Iran und Vietnam entfalten sich die Geschichten und führen schließlich nach Deutschland.

Nó nói là Ba chưa được công nhận Việt Nam. Từ cái ngày đó cho đến Ba mà vượt biên là Ba không có ‚Personalausweis‘. Ba là không phải người Việt Nam nữa…

چند وقتیه که هی یه خوابی می بینم. این که همه ش دنبال یه جا، یه آدرس یا هدفی می گردم، ولی پیداش نمی کنم و گم می شم. […] این اواخر، این پدرمه که توی این خواب دنبالش می گردم

Drei Performer:innen nähern sich den postsozialistischen Erinnerungen dreier Väter an und fragen sich: Was ist das Bild der zweiten Generation auf ‚den Kommunismus‘ und auf die, die ihn erlebt haben?
Die drei Performer:innen, die nicht alle Töchter dieser Väter sind, bewegen sich zwischen Interviewfragmenten, Sound- und Videocollagen ­– sie versuchen und scheitern: An kollektiven Textkörpern, am System, an Online-Aerobic-Dance-Classes und sozialistischen Sportparaden, an maskulinen Helden, an Vaterfiguren, an corona capitalism, an Repräsentationsfragen des Übersetzens.
Was ist unser Bild, die wir in der „kapitalistischen Gegenwart ohne Alternative“ aufgewachsen sind, von der Zukunft? Welche Auseinandersetzung mit ‚dem Kommunismus‘ ist uns vor dem Hintergrund der Väter-Biografien möglich? Müssen wir mit einer Revolutions-Nostalgie aufräumen oder uns mit dem Begriff versöhnen?

Vorwiegend in deutscher Sprache (persisch/englisch/vietnamesisch).

Konzept: Janis Jirotka, Reyhaneh Scharifi, Nguyễn Quốc Tuấn, Shahab Anousha und Linda Jiayun Gao-Lenders / Dramaturgische Mitarbeit und Projektassistenz: Max Mandery / Performance: Shahab Anousha, Linda Jiayun Gao-Lenders und Janis Jirotka / Inhaltliche und künstlerische Projektbegleitung: Michaela Jirotka / Videoart: Reyhaneh Scharifi und Linus Kirbschus Gesch / Lichtdesign: Sönke Christian Herm / Produktionsleitung: Gesine Lenz /  Outside eye: Bini Adamczak, Dan Thy Nguyen, Serfiraz Vural / Übersetzung (Vietnamesisch): Daniela Khánh Duyên Trần / Licht & Ton: Sönke Christian Herm / Research: Reyhaneh Scharifi, Nguyễn Quốc Tuấn, Janis Jirotka, Michaela Jirotka und unsere Interviewpartner:innen

START OFF ist ein Projekt des LICHTHOF Theaters in Kooperation mit der Hamburgischen Kulturstiftung.

Gefördert von der Mara und Holger Cassens-Stiftung, der Hamburgischen Kulturstiftung, der LICHTHOF Stiftung und der Rusch-Stiftung

Außerdem gefördert durch: Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Interkulturelle Projekte und der Rudolf Augstein Stiftung